Tauferinnerung
Erinnern kann ich mich nur an Ereignisse, die ich bewusst erlebt habe. Nur dann kann ich, wie bei der Mahlfeier, aus dem Erinnern positive Konsequenzen ziehen. Bei der Mahlfeier erinnern sich Gläubige an das Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus für uns. - Sollten wir uns nicht auch häufiger bewusst an unsere Taufe erinnern, die unser Sterben mit Christus und unser mit Ihm zu neuem Leben auferstehen symbolisiert?
Ein Beispiel aus unserer Rechtsprechung kann uns das Geschehen der Taufe und die Notwendigkeit des Erinnerns daran verdeutlichen. Es gibt bei uns ein sog. „Zeugenschutzprogramm“. In ihm werden in besonderen Fällen, für die Anklagebehörde wichtige Zeugen mit einer neuen Identität ausgestattet, in eine ganz neue Umgebung verbracht und dort dann unter neuem Namen gemeldet. Das geschieht, um sie vor ihren Feinden zu schützen, die ihre Aussage vor Gericht verhindern wollen.
Die Übernahme einer neuen Identität ist eine keineswegs einfache Angelegenheit und jeder Betroffene muss sich das vorher gut überlegen. Wenn er sich jedoch zu solch einem Schritt entschließt, bietet ihm das ganz neue Perspektiven und einigen Schutz bei angemessenem Verhalten.
In der Bibel wird ebenfalls von einer neuen Identität gesprochen. Auch hier geht es um einen radikalen Bruch mit dem alten Leben und um einen totalen Neuanfang, der in der Bibel „neue Schöpfung“ oder „Wiedergeburt“ genannt wird. („Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2. Korinther 5,17) Die Taufe ist in diesem bildhaften Vergleich mit der Übernahme der neuen Identität vergleichbar. Aber: Warum ist sie überhaupt nötig?
1. Das verwirkte alte Leben
Alle Menschen dienen von Natur aus dem falschen Herrn.
Von Kindesbeinen sind alle Menschen dem großen Feind Gottes und der Menschen, Satan ausgeliefert und dienen ihm, manchmal in freiwilligem, manchmal im unfreiwilligen Sklavendienst. Satan ist der Menschenschinder, der Menschheitsverderber, der Lügner und Mörder von Anfang. Das wird auch daran deutlich, dass er allen Sklavendienst mit dem Tod belohnt. Er bringt dich mit Sicherheit um, wenn du in seinem Machtbereich bleibst! („Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde gewesen seid..“ Römer 6,17) - Ist das deine aktuelle Situation?
Alle Menschen sind von Natur aus falsch „programmiert“.
Von Natur aus ist unser ganzes Denken, Fühlen und Wollen, unser Tun und Lassen vollständig von Satan bestimmt, der den Menschen erfolgreich vorgaukelt, dass jeder nur das Beste für sich erstreben muss, damit alle glücklich werden.
Jeder von uns ist von Geburt an total auf sich selbst fixiert. Manchmal sind wir zu einigen „guten Taten“ fähig, aber nie ohne stolze Hintergedanken. So entlarvt sich dieser Weg, obwohl alle auf ihm unterwegs sind, als Irrweg. („Wir gingen alle in die Irre, wie Schafe, ein jeder sah auf seinen ‹eigenen› Weg.“ Jesaja 53,6 ) Mit diesen Worten kann man in groben Zügen die prekäre Lage der ganzen Menschheit beschreiben. Und wenn du dich schon einmal gefragt hast, warum so vieles in deinem Leben schiefgeht, dann hast du jetzt die Antwort. - Beschreibt dies deine Lage?
Alle Menschen sollen deshalb die Gute Nachricht hören und annehmen.
Jesus Christus hat durch Sein Leiden, Sterben und Auferstehen alle Menschen aus der Sklaverei Satans freigekauft und will die an Ihn Glaubenden völlig aus dessen Macht befreien. („In Ihm haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.“ Kolosser 1,14) Christus hat uns unter allergrößten Opfern den „Umstieg“ in eine neue Identität ermöglicht. Die entscheidende Frage ist jetzt, ob du diese Befreiung, diese Entlastung, die Jesus Christus dir anbietet annimmst und für dich ganz persönlich gelten lässt.
Wenn du dein altes Leben leid bist, wenn du neu anfangen und mit den Möglichkeiten, die Jesus dir bietet, leben lernen willst, dann sprich: „Herr Jesus Christus, ich bekenne Dir meine Sünden. Danke, dass Du mich dennoch liebst und mich durch Dein Opfer am Kreuz von meinen Sünden erlöst hast.“ (Offenbarung 1,5) - Wenn du das jetzt ernst meinst, vertraue dich und deine Zukunft dem Herrn Jesus Christus an und lass dich taufen!
2. Die Übernahme der neuen Identität
Sie wird durch den Glauben an Jesus Christus ermöglicht.
Wenn du wirklich davon überzeugt bist, dass Christus deine einzige Rettungsmöglichkeit ist, wirst du konsequent auf Ihn vertrauen. Dann wird dich auch Sein radikaler Ansatz, dir eine völlig neue Identität zu verpassen, nicht schrecken, weil du ja deine alte Identität loswerden willst.
Die neue Identität kannst du dir nicht selbst schaffen, aber du kannst sie dir von Christus schenken lassen, sie annehmen und konsequent ausleben. Es gilt, die Sündenlaufbahn zu verlassen und dem Entwurf Gottes für dein Leben zu folgen. Er hat Großes mit dir vor! - Willst du dieses Angebot nicht dankbar für dich in Anspruch nehmen?
Die Taufe ist der „point of no return“ (der Punkt, von dem es kein zurück mehr gibt).
Sein altes Leben ab- und aufzugeben muss gut überlegt sein! Aber nüchterne Einsicht in die Fakten sollte dich auf den Weg Gottes bringen und auf ihm halten. Die Taufe ist das bewusste Ablegen der alten Identität und die bewusste Annahme der neuen Identität. Dafür muss man sich ganz persönlich entscheiden. Die alte Identität kann abgelegt werden, weil sie rechtmäßig für tot erklärt wurde, als du mit Christus gestorben bist. („Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.“ Kolosser 3,3)
In der Taufe wird ein klarer Trennungsstrich gegenüber der Vergangenheit gezogen. Deshalb wird mancherorts bei der Taufe auch ein neuer Name gegeben. Das soll daran erinnern: Ich bin jetzt nicht mehr die alte Anita, ich bin jetzt mit einer neuen Identität ausgestattet! („Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.“ Galater 3,27) Paulus erinnert die Glaubenden mehrfach an diesen Schritt: Römer 6,3; 1. Korinther 1,13; Galater 3,27.
Die Taufe ist der Schritt über den Rubikon. Als Cäsar am 10. Januar 49 v.Chr. den Grenzfluss Rubikon überquerte, wusste er, dass nie mehr Friede sein würde zwischen ihm und dem Senat in Rom. Deshalb zog er sein Schwert aus der Scheide und warf die Scheide weg. - Die gleiche Bedeutung hat die Taufe für den Christen. Durch sie bricht der Getaufte alle Brücken hinter sich ab. Er hat mit seiner alten Identität ein für allemal gebrochen. Es kann keinen Frieden mehr zwischen ihnen geben. Alles andere wäre tödlicher Verrat.
Wozu dient die neue Identität?
Sie bietet Schutz vor dem Feind. Die Justiz will mit der neuen Identität den Betreffenden schützen. Wenn er sich jedoch nicht an die Anweisungen seiner Beschützer hält, dann setzt er seinen Schutz aufs Spiel. - Viel besser als jede Justiz kann und wird Gott den Getauften schützen, wenn er sich an Seine Weisungen hält. (Selbstverleugnung ist überlebenswichtig!) In der Lebensgemeinschaft mit Christus bin ich gegen alle Angriffe des Feindes, die sicher kommen werden, geschützt. Voraussetzung: Keine Wiederaufnahme alter Kontakte, d.h. absolute Selbstverleugnung (1. Johannes 2,15). Im Machtbereich Gottes stehe ich unter Seinem allmächtigen Schutz. („Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.“ Kolosser 3,3) - Das ist eine wunderbare Sache!
Sie befreit uns zum Zeuge-sein. Das ist der Hauptgrund, weshalb Jesus uns noch hier auf dieser Erde lässt. Wir sollen als Zeugen FÜR Jesus und gegen Satan auftreten. („Wir sind Zeugen alles dessen, was Jesus ... getan hat.“ Apostelgeschichte 10,39)
Lieber Christ: Nimmst du deine Aufgabe, ein Zeuge Jesu zu sein, noch wahr? Sich taufen zu lassen und dann nicht Zeuge Jesu sein zu wollen, das geht nicht! Sich taufen zu lassen und dann für sich und seine eigenen Ziele und Wünsche zu leben, das geht nicht! Der Heilige Geist ermächtigt jeden Getauften dazu, andere Menschen in das neue Leben mit Jesus einzuladen und sie dann in das neue Leben einzuführen. - Bist du dazu bereit? Der Heilige Geist befähigt dich dazu!
3. Das Leben in den neuen Möglichkeiten
Der Taufe folgt die andauernde „Selbstverleugnung“.
Es ist völlig klar: Der Übernahme der neuen Identität folgt die konsequente Verleugnung der alten Identität. Ein dauernder Wechsel von alter zu neuer Identität und zurück, wäre gefährlich, weil er zu geistlicher Schizophrenie führt. Niemand, der aus Überzeugung die neue Identität von Christus angenommen hat, wird die Selbstverleugnung als eine Zumutung ansehen. Wir lernen es nur dann, überzeugend als Christen zu leben, wenn wir uns vollständig von unserer alten Lebensart distanzieren, um die neue Lebensart einzuüben. Wir müssen uns also nicht anstrengen, eine neue Identität zu bekommen. Wir bekommen sie geschenkt, aber wir müssen uns darum bemühen, in ihr zu leben. - Wie stehst du zur Selbstverleugnung? Oder bist du in geistlicher Hinsicht längst schizophren? „Was hinkt ihr auf beiden Seiten?“ (1. Könige 18,21)
Weil alles neu ist, kann und muss alles neu werden!
Kein Bereich des Lebens bleibt von der Übernahme der neuen Identität unberührt. Deshalb wird in der Bibel geradezu von einer „Wiedergeburt“ gesprochen. („Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.“ 1. Petrus 1,3) Nichts bleibt mehr, wie es war:
Du hast einen neuen Beruf: Zur Ehre Gottes zu leben.
Du hast eine neue Kraft: Den Heiligen Geist.
Du hast neue Geschwister: Die anderen Kinder Gottes.
Du hast eine neue Wohnung: Im Himmel.
Du hast eine neue Bank: Die Verheißungen Jesu.
Du hast eine neue Aufgabe: Verlorene zu retten.
Also ihr Getauften: Bleibt konsequent auf der neuen Spur. Liebäugelt nicht mehr mit dem alten Leben. Das wäre Verrat an der Rettungstat Jesu. Es geht um die konsequente Gewöhnung an den neuen Lebensstil. Der Heilige Geist erinnert dich daran und hilft dir, alte Gewohnheiten abzulegen und neue einzuüben. („Weil ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott.“ Kolosser 3,1-3)
Es beginnt im Denken und setzt sich fort im Leben.
Diese Erneuerung beginnt in unserem Denken und wirkt von dort aus prägend auf unser ganzes Leben. Nur eine gründliche Erneuerung unseres Denkens kann zu einer Veränderung unseres ganzen Lebens führen. („Und passt euch nicht dem Schema dieses Zeitlaufs an, sondern lasst euch umformen durch die Erneuerung eures Denkens...“ Römer 12,2) Lasst euch durch eifriges Studium des Wortes Gottes von Gottes Geist neu in Seinem Sinne „programmieren“.
Als Hernándo Cortés am 21. April 1519 in Vera Cruz landete, um mit einer kleinen Streitmacht von 700 Männern seinen Eroberungszug durch Mexiko zu beginnen, steckte er, als die Mannschaft und die Versorgungsgüter an Land gebracht worden waren, eigenhändig alle seine Schiffe in Brand. Seine Männer standen am Ufer und sahen, wie ihre einzige Möglichkeit zur Rückkehr in die Heimat in Flammen aufging und auf den Grund des Golfes von Mexiko sank. Der Weg zurück war ihnen verwehrt. Es gab nur eine Richtung, in die sie gehen konnten: ins Landesinnere, ganz gleich, was ihnen dabei zustieß.
Merke dir:
Was sich dein Herz wünscht,
das erfüllt dein Denken,
das bestimmt dein Wollen und
das regiert dein Tun! (Johannes 13,17)
Wenn wir Jesus durch konsequente Nachfolge ehren wollen, dann müssen wir bewusst alle Rückzugsmöglichkeiten in unser altes Leben zerstören. Alle Getauften kennen nur noch eine Richtung: Jesus nach, in Seinem Schutz, in Seiner Kraft, in Seinem Dienst, zu Seinem Ziel - der Verherrlichung des Vaters im Himmel. Amen!
Manfred Herold