Epheser 2,1-10
Epheser 2 lässt sich in 2 Teile unterteilen.
1. Wie Gott den Menschen aus der Nacht ins Licht führt; d.h., wie Gott die Trennung zwischen dem sündigen Menschen und Ihm überwindet. Verse 1-10
2. Wie Gott einander radikal entfremdete Menschen zusammenführt; d.h., wie Gott die Trennung, die zwischen sündigen Menschen besteht, überwunden hat. Verse 11-22
Wir wollen heute die ersten 10 Verse näher untersuchen. Beide Abschnitte sind parallel zueinander aufgebaut. Beide beginnen mit einem Blick zurück und schauen dann auf das, was wir „in Christus“ geworden sind.
Zu Beginn von Epheser 2 befinden wir uns geistlich gesehen als Leblose im Tal des Todes. Zum Schluss des Kapitels sind wir nicht nur „in Christus in die Himmelswelt versetzt“, sondern wir verkörpern auch die Behausung Gottes im Heiligen Geist. Dazwischen spricht Paulus von dem großen Wunder, das diese erstaunliche Umwandlung herbeigeführt hat.
Vers 1: „Auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden...“
Wer ist mit dem „Euch“ gemeint? - Schauen wir ins 1. Kapitel. Wie werden die Briefempfänger dort gekennzeichnet? =
- als Heilige und Gläubige „in Christus“ Jesus 1,1
- als „in Christus“ mit jedem geistlichen Segen Gesegnete (Verg.) 1,3
- als „in Ihm“ vor Grundlegung der Welt Auserwählte 1,4
- als zur Sohnschaft „für sich selbst“ Vorherbestimmte 1,5+11
- als „in Ihm“ durch Sein Blut Erlöste 1,7
- als solche, die „in Ihm“ ein Erbteil empfingen 1,11
Warum wird hier alles in Vergangenheitsform geschildert? = Weil all dies bereits geschehen ist, als wir an Christus glaubten.
Was betont Paulus bezüglich der Adressaten des Briefes zuerst im Kapitel 2? = Sie waren tot.
Wodurch waren sie in diesen Zustand geraten? = Durch Übertretungen und Sünden; ein gefährlicher, lebensbedrohender Zustand. Verloren! Macht uns das noch etwas aus? Oder kümmern wir uns um Benachteiligte, Kranke, Arme mehr als um Verlorene?
Weshalb führt Paulus ihnen wohl ihre Vergangenheit nochmals vor Augen? = Damit die dankbare Liebe bleibt.
Worauf nimmt das „auch“ am Anfang von Vers 1 Bezug? = Auf 1,20 wo von der Auferweckung Christi die Rede war.
„Auch euch hat Gott zusammen mit Christus lebendig gemacht...“ NGÜ Im Griechischen bricht der Satz nach „Auch euch“ ab; der Gedankengang wird erst nach dem Einschub der Verse 1b bis 4 weitergeführt. Deshalb ist es angebracht wie die NGÜ es tut, die Ergänzung „hat Gott zusammen mit Christus lebendig gemacht“, die dem Anfang von Vers 5 entnommen ist, zum besseren Verständnis bereits hier einzufügen.
Als der Vater Seinen Sohn Jesus aus den Toten auferweckte, hat ER auch uns, die wir früher durch unsere Vergehungen und Sünden tot waren, aber nun durch den Glauben mit Christus verbunden sind, ebenfalls lebendig gemacht. Wer könnte sich als Toter auch selbst helfen? Die Errettung ist vollständig Gottes Werk.
Die souveräne Gnade Gottes ist ein große Anreiz zum Gebet. Denn es gibt Hoffnung für verhärtete Sünder. Wenn Gott auf die Initiative der Verlorenen warten müsste, wenn Gott darauf warten müsste, dass die Blinden sehen, die Tauben hören und die geistlichen Leichen sich selbst aus den Toten erheben, dann kannst du aufhören zu beten. Wenn aber Gott diese Arbeit tun muss, dann macht beten Sinn!
Vers 2: „..in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt...“
Wer ist hier mit dem „Fürsten, der in der Luft herrscht...“ gemeint? = Satan – Er ist die stärkste Macht in diesem gefallenen Universum, dem alles Belebte unterworfen ist. Hinter dem Tun der Menschen steht direkt oder indirekt der Fürst dieser Welt, die Macht der Sünde und des Todes. Ja selbst die unbelebte Materie steht unter dieser chaotischen Macht, die letztlich alles in den Tod ziehen würde, wenn … ja wenn wir nicht das Evangelium als Kraft neuen Lebens zu verkündigen hätten.
Wieso heißt es hier „in denen ihr einst gelebt habt“? = So wie die Luft unser natürlich-biologisches Lebenselement ist, sind die Sünde und der Urheber derselben unser geistliches Lebenselement geworden. Wir atmen sie ein wie die Luft, die uns umgibt. Darum wird der Teufel hier „Fürst der Gewalt der Luft“ genannt. Sünde, Eigenwille gegenüber dem Schöpfer (= Ungehorsam), ist unsere seit Zeugung und Geburt uns anhaftende Natur, so sehr, dass wir „Söhne des Ungehorsams“ genannt werden (Epheser 5,6).
Leben wir nicht noch immer in diesem Bereich? = Wenn wir die Veränderung ernst nehmen, die mit uns in der Wiedergeburt geschehen ist, dann leben wir jetzt „in Christus“ und nicht mehr „in der Welt“. Deshalb ist unser Hauptwohnsitz jetzt „der Himmel“ (Philipper 3,20).
Vers 3: „..unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen.“
Wen meint Paulus mit dem „auch wir“? = Paulus meint die Juden, zu denen er sich zählt.
Was ist mit den „Lüsten des Fleisches“ gemeint? = Hier sind nicht nur sexuelle Sünden gemeint, obwohl dieser Ausdruck im kirchlichen Sprachgebrauch überwiegend so gefüllt wurde. „Lüste des Fleisches“ bezieht sich auf alles, was dem natürlichen Menschen ohne Christus anziehend erscheint. (Religiöser Eifer, berufliche Ambitionen, kulturelles Strebertum - Dinge auf die mein Gemüt, mein Herz, meine Seele, also mein altes Ich aus ist.) Also alles, was mir mehr bedeutet als der Schöpfer und Geber aller guten Gaben.
Verse 4-6: „Gott aber, der an Barmherzigkeit reich ist, hat uns um seiner großen Liebe willen, die er zu uns hegte und zwar als wir tot waren durch unsere Übertretungen, zugleich mit Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet worden! – und hat uns in Christus Jesus mitauferweckt und mit ihm in die Himmelswelt versetzt ..“
In den Versen 1-3 hat Paulus die Menschen und ihre Taten beschrieben. Ab Vers 4 beschreibt er nun Gottes Taten der Erlösung und Rettung. Und so wie das Wollen und Tun des Menschen seinem Wesen entspricht und damit sein Wesen verrät, so handelt auch Gott gemäß seinem Charakter und offenbart damit sein Wesen:
Welche Charaktereigenschaften Gottes werden in den Versen 4-6 genannt? = Barmherzigkeit (Vers 4), Liebe (Vers 4), Gnade (Vers 5), Güte (Vers 6) – Welch ein Unterschied zu der Bosheit und Selbstverliebtheit der Menschen. - Gott hat nicht um unseretwillen an uns gehandelt, wie Er gehandelt hat, sondern Er hat so gehandelt, weil Er ist, wer Er ist: Liebe! „..zum Ruhm Seiner wunderbaren Gnade!“ (1,6)
Seine Liebe will, was keiner verdient hat und Seine Liebe bewirkt das Unmögliche. Sein Wille ist also der Urgrund der Errettung, nicht etwa der Wille des Menschen, gerettet zu werden.
Was kann man von einem Toten fordern oder erwarten? Nichts! Wie kann ein Toter auf den Ruf des Evangeliums reagieren? Genau so wenig kann der Sünder Gottes Stimme hören und Gottes Aufforderung zur Buße und zum Glauben nachkommen, für Ihn leben, Seinen Willen tun, Seine Ehre suchen!
Die Lage des Menschen wäre aussichtslos, wenn nicht Gottes „ABER“ die Lage total geändert hätte.
Wie wird diese totale Veränderung in Vers 5 beschrieben? = Er hat uns „mit Christus lebendig gemacht“. Auf diese Tatsache sollte unser Glaube ausgerichtet sein. Nicht auf irgendetwas, was wir getan haben (Entscheidung, Gebet, Hingabe…), sondern auf das, was Gott getan hat.
Beachten wir: Der Vater hat uns nicht nur lebendig gemacht, sondern Er hat uns „mit Christus lebendig gemacht“.
Welche wichtige Lektion sollten wir hier lernen? = Der Vater hat uns mit Seinem Sohn EINSgemacht! Wenn der Vater an den Sohn denkt, denkt Er auch an uns. Christus will nicht mehr ohne uns das Haupt des Universums sein. Wir sind so eng und dauerhaft mit Ihm verbunden, wie es Glieder an einem Leibe sind.
Wir lesen gemeinsam 1. Korinther 1,9+30! = Wer hat uns mit Christus eins gemacht? = Der Vater, nicht wir durch unsere Entscheidung, unseren Glauben, unseren Dienst. Deshalb können wir dieses Eins-gemacht-sein auch nicht ohne weiteres rückgängig machen!
Was ist der Unterschied zwischen „Barmherzigkeit“ (Vers 4) und „Gnade“ (Vers 5)? = Gottes Barmherzigkeit bedeutet, dass Er mit uns handelt, uns hilft und rettet, WEIL wir als sündige Menschen hilflos sind (tot, blind, kraftlos).
Gnade hingegen bedeutet, dass Gott uns rettet, OBWOHL wir Sünder sind. (Wir waren Feinde (Kolosser 1,21), hassten das Licht (Johannes 3,19f)
Gottes ERBARMEN ist ein Beweis Seiner Liebe für HILFLOSE.
Gottes GNADE ist ein Beweis Seiner Liebe für UNWÜRDIGE.
Welche 3 Dinge hat der Vater in den Versen 5+6 mit uns getan?
Der Vater hat uns mit Christus lebendig gemacht, d.h. wir teilen Sein LEBEN (Kolosser 3,4).
Der Vater hat uns mit Christus auferweckt, d.h. wir teilen Seine AUFERSTEHUNGSKRAFT (Epheser 1,19; Philipper 4,13)
Der Vater hat uns mit Christus im Himmel sitzen lassen, d.h. wir teilen Seine WÜRDE (Johannes 17,22).
Verse 7-8: „..damit Er in den kommenden Weltzeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es..“
Was leitet das Wort „damit“ ein? = Den Grund für diese Taten des Vaters.
Warum hat der Vater all das an uns getan? = Weil Er in den kommenden Zeitaltern den ganzen alles übertreffenden Reichtum Seiner Gnade vor den Blicken der ganzen vernunftbegabten Schöpfung entfalten will. Gottes Gnade ist nicht nur reich, sondern „alles übertreffend“. Deshalb wird es Ewigkeiten brauchen, um sie darzustellen.
Wir beachten:
Der Vater hat uns geschont, obwohl wir Gericht verdient hätten: das ist Gnade!
Der Vater hat uns als wir hilflos im Dreck lagen auf die Beine geholfen: das ist Barmherzigkeit!
Der Vater hat uns das Höchste und Beste gegeben, was Er hatte: Seinen Sohn für sündige Menschen: das ist Güte!
Gott hat Menschen voller Trotz und Einbildung, voller Sünde und Bosheit, voller Hass auf Ihn errettet, erhöht, mit Seinem Sohn eins gemacht, um vor allen Fürstentümern und Gewalten in der Weite seines Universums in alle Ewigkeiten hinein seine Liebe und Güte zu demonstrieren.
Verse 9-10: „..nicht aufgrund von Werken, damit niemand sich rühme. 10 Denn sein Gebilde (oder: Werk) sind wir, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott im voraus bereitgestellt hat, damit wir in ihnen wandeln könnten (oder: sollen).“
Die Verse 8-10 enthalten das ganze Evangelium, die Botschaft der Rettung in wenigen Worten:
„Durch Gnade..“ - Alle Rettung geht von Gott und nie von Menschen aus!
„..seid ihr errettet..“ - Wir sind jetzt errettet, nicht erst in der Zukunft. Das gibt Heilsgewissheit.
„..durch den Glauben..“ - Nicht durch Leistungen, auch nicht durch unsere Entscheidung für Jesus, sondern allein durch das Vertrauen auf das, was ein anderer geleistet hat.
„..zu guten Werken!“ - Gnade bedeutet nicht, dass wir in Sünde weiterleben; im Gegenteil: Wahrer Glaube beweist sich durch gute Werke (Jakobus 2,17).
Manfred Herold